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JUSOS GREIZ - Ohne DICH entscheiden andere!

Im Schülerparlament erleben Schüler wie Landespolitik funktioniert

Bildung & Kultur


Weitere Fotos sind unter dem Text

Erfurt. Es ist wie im richtigen Politikerleben. Zwei Tage spielen die 16-jährigen Schüler Landtagsabgeordnete. Mit allem Drum und Dran: mit Anträgen, Änderungsanträgen, Entschließungsanträgen und Geschäftsordnungsregeln, mit Fraktionssitzungen, Ausschusssitzungen und Plenarsitzungen.

Und inklusive der Pressekonferenz mit den Vorsitzenden der drei Fraktionen. „Team junges Thüringen“, „Willy Brandts Enkel“ und „Die Rotkehlchen“ heißen sie, die politischen Pendants in der realen Thüringer Politikwelt sind unschwer zu erraten. Jeder Abgeordnete hatte einen Schülerparlamentarier eingeladen. Mitarbeiter von CDU, SPD und Linke beraten je eine Fraktion.

Eine Stunde später ist es mit der Harmonie vorbei. Im Plenum treffen die politischen Fronten aufeinander. Die „Rotkehlchen“ haben eine Aktuelle Stunde beantragt. Thema: „Zulässigkeit und Begründung eines möglichen Schülerstreikes an Thüringer Schulen“. Mehr Lehrer für kleinere Klassen und das Ende des dreigliedrigen Schulsystems fordern sie. Und der Vertreter von „Willy Brandts Enkel“ meint, so ein Streik sei besser als Sozialkundeunterricht. Da muss das Team „Junges Thüringen“ gegenhalten. Streik ist ein Recht, klar, schickt deren Vertreter voraus. Nur, dass der Schülerstreik kein Streik gewesen sei, sondern „kollektives Schulschwänzen“. Applaus im Team „Junges Thüringen“. Der Redner gerät in Fahrt. „Wenn unsere Eltern vor 25 Jahren die Bildungspolitik der SED-Diktatur kritisiert hätten, dann hätten sie mit Sicherheit auch einen kleinen Demonstrationszug veranstaltet. Aber nicht mit Transparenten vor das nächste Rathaus, sondern mit Handschellen ins Zuchthaus. Und wir, die hier sitzen, wären bei anderen Familien aufgewachsen.“

Und plötzlich wird das Schülerparlament zum Politikum. Der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Panse hat darauf den Satz „Vielleicht hätte es etwas genutzt“ gehört. Aber nicht aus den Reihen der Schüler, sondern von einem Berater – dem Linke-Abgeordneten Benno Lemke.

Eine „inakzeptable Einlassung“ empört sich Panse. „Abgeordnete sollten dazu beitragen, dem politischen Nachwuchs gangbare Wege parlamentarischer Auseinandersetzung zu weisen, aber nicht noch zusätzlich die Emotionen hochpeitschen.“ „Rotkehlchen“ und „Willy-Brandts-Enkel“ haben derweil demonstrativ den Plenarsaal verlassen. Angesichts „persönlicher Angriffe“, wie sie in der Aussprache nach einer Auszeit beklagen. „Inhalt statt Diskriminierung“, fordert ein „Rotkehlchen“-Vertreter.

Der Ältestenrat des Schülerparlaments hat in einer „Krisensitzung“ in der Beratungspause beschlossen, dass nur noch die 88 Schüler und zwei Referenten pro Fraktion Zutritt zum Plenarsaal haben sollen. „Die Geschäftsordnung wird jetzt streng eingehalten, keine Buhrufe von der Tribüne“, kündigte Vizepräsidentin Sophie Möller von Willy Brandts Enkeln an. Und Schülerpräsidentin Ratz macht die Schülerabgeordneten mit den Ordnungsregeln vertraut.

Derweil hat sich ein echter Politiker zum Rednerpult begeben: Kultusminister Bernward Müller (CDU). Er berichtet von den Aktivitäten des Freistaates nach dem Amoklauf von Winnenden. „Ich denke, dass das auch Ihre Zustimmung findet“, sagt Müller. Applaus bei allen Schülern. Die Zwei-Tages-Parlamentarier sind wieder zur Sachauseinandersetzung zurückgekehrt. So, wie sie die Schüler schon am Vormittag in den Ausschusssitzungen praktiziert haben. Radsport, musikalische Bildung, Jugendschutz, Lehrerbewertung, geschlechtergerechter Unterricht und Klimaschutz lauteten die Themen. Der Veranstalter Landtag hatte sie vorgegeben, nicht zur vollen Zufriedenheit der Schülerparlamentarier, die später selbstbewusst Kritik an der Themenauswahl treffen.

Die Anträge, die in den Ausschüssen ausgefeilt werden, hören sich an wie echte Landtagsanträge. Ein Beispiel: Die Landesregierung werde gebeten, „zu prüfen, inwieweit der Freistaat Thüringen dafür Sorge tragen kann, dass Kindern und Jugendlichen ein sorgfältiger und bewusster Umgang mit Computer- und insbesondere Killerspielen im Rahmen der Präventions- und medienpädagogischen Arbeit vermittelt werden kann“. Auch der Antrag aus dem Klimaschutzausschuss erhält eine deutliche Mehrheit im Plenum, obwohl er von den „Rotkehlchen“ kommt. Das Schülerparlament forderte die Landesregierung auf, in den Schulen „endlich durchgreifende Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen“. Der Klimaschutz müsse in geeigneter Form in den Lehrplan eingebaut werden. Zum Beispiel über Projektwochen und Lehrinhalte im Fach Mensch, Natur, Technik. Bis dieser Satz ausformuliert war, hatte der Ausschuss am Vormittag reichlich diskutiert.

„Da merkt man doch, dass die Politiker nicht nur dumm herumsitzen, sondern echte Arbeit tun“, gesteht Parlamentspräsidentin Rebecca Ratz vor der Presse. Und „Willy-Brandts-Enkel“-Vorsitzende Sophie Möller stellt fest, „wie schwer es ist, zu einem Antrag zu kommen“. Das Schülerparlament sei die beste Möglichkeit, das mal zu erleben. Da sind sie sich wieder einig, die Schülerparlamentarier aller Fraktionen. Oder muss man schon sagen: Nachwuchspolitiker?


Die komplette WBE-Fraktion. In der Mitte: Die Ronneburger Juso-Ortsvereinsvorsitzende Maria Dietzsch (SPD)


Eine Ausschusssitzung im Vorfeld


In der Pause


Quelle (Text): Südthüringer Zeitung, Ausgabe vom 13.03.2009; Gekürzt
Quelle (Fotos): Hagen Frey
 
 

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