Unsere Motivation
Melanie Siebelist
Politik fängt nicht erst an, wenn man Verträge unterschreibt oder Gesetze verabschiedet.
Unsere Gedanken sind Politik, unsere täglichen Handlungen sind es, unsere Worte, unsere Blicke, unsere Gefühle. Ob du Menschen mit Verachtung betrachtest oder ob du sie respektierst und anerkennst, ist Politik. Jeder von uns hat eine Vorstellung vom Leben, hat Werte, Ideen und Träume.
Siehst du dich in deinen Träumen, wie du mit einem neuen Auto auf der Autobahn andere überholst oder siehst du dich, wie du mit anderen diskutierst, Aktionen planst und über die Welt nachdenkst?
Regt es dich auf, wenn du Zeitung liest, wenn du von Leid und Armut erfährst? Regt es dich auf, dass dein Nachbar sich betrinkt und seine Frau schlägt? Regt es dich auf, wenn Politiker deinen Lieblingsjugendclub schließen? Oder schaust du weg, weil du dich hilflos fühlst? Manche Menschen lenken sich mit Drogen ab, um die innere Leere zu bekämpfen. Das Gefühl, dass man etwas tun müsste, quält sie. Aufgestaute Aggressionen und Unverständnis haben uns zusammen getrieben, weil wir Nachts nicht mehr schlafen konnten. Oder weil wir einfach nur ein flaues Gefühl im Magen hatten, wenn wir morgens in unser Brötchen gebissen haben und dabei die Nachrichten anschauten.
Weil wir einfach gespürt haben, dass es Dinge gibt, die so nicht bleiben können.
Wir wissen, dass wir nichts wissen. Wir wissen, dass wir hilflos sind. Wir wissen, dass wir nicht morgen aufwachen und die Probleme von Deutschland, Europa, Afrika und der Welt gelöst haben werden. Wir wissen, dass es morgen noch immer Menschen geben wird, die zu gern eine Arbeit hätten, die sich um ihre Rente sorgen, die verzweifelt einen Kindergartenplatz suchen. Wir wissen auch, dass in diesem Moment irgendwo jemand getötet, gequält und gefoltert wird. Dass Menschen gedemütigt werden, schwer arbeiten müssen und / oder hungern.
All das können wir nicht ändern. Nicht sofort. Aber wir glauben daran, dass es nicht aussichtslos ist. Wir können mit Menschen aus Mosambik reden und sagen: „Es hört sich nicht beeindruckend an, aber wir tun etwas.“ Wir setzen uns hin mit anderen Bürgern und reden über ihre Probleme. Wir machen uns neben der Arbeit, der Lehre, neben dem Studium und der Schule, abends und am Wochenende, oder einfach während der nächsten Busfahrt Gedanken darüber, was geändert werden sollte. Und wir tun es. Wir gehen in kleinen Schritten vor. Wir haben Geduld. Unser Verstand sagt uns, dass es schwer sein wird. Unser Herz sagt uns, dass es richtig ist. Egal, wo du bist, wer du bist und was du tust: es sind die winzig kleinen Schritte, die die Welt verbessern. Kleinvieh macht auch Mist, wie man sagt. Wenn du das Gefühl hast auf der Stelle zu laufen, du deprimiert bist und alles sinnlos findest, dann bist du vielleicht nicht mehr weit davon entfernt, die Augen zu öffnen. Du wirst sehen, dass bei deinem Nachbarn Blumen im Garten wachsen, du wirst sehen, dass Probleme gelöst werden können und müssen. Du wirst die vielen kleinen Dinge sehen, die das Leben so schön machen, auch wenn das abgedroschen klingen mag. Und du fängst an zu handeln. Vielleicht machst du einfach die Badewanne beim nächsten Mal nicht mehr so voll. Vielleicht wirfst du deine Zigarette das nächste Mal in einen dafür vorgesehenen Behälter, statt auf die Straße. Vielleicht kaufst du Fair Trade Produkte. Vielleicht unterrichtest du Kinder in einem Kinderheim in Chemie. Vielleicht gehst du Demonstrieren oder schreibst Zeitungsartikel.
Alles, was du brauchst, ist der Glaube, an das was du tust.
Glaube an dich. Egal was du machst. Glaub daran, dass du es kannst. Und versuche das nächste Mal noch besser zu sein. Dann glaube an deinen Nachbarn. Man kann ihm helfen, man kann seiner Familie helfen. Glaub daran, dass du dein Dorf verändern kannst. Glaub daran, dass du dein Land verändern kannst. Glaub daran, dass du die Welt verändern kannst. Dann wirst du merken, dass du nicht allein bist. Vielleicht treffen wir uns dann. Und du wirst verstehen, warum wir politisch aktiv sind.
Melanie Siebelist
- Stellvertretende Kreisvorsitzende -
(Von 2004 bis 2007)
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